Samstag, 16. Oktober 2010

Meine ersten Tage in Pessac....

Die ersten Tage in meinem neuen Zuhause in Pessac (in der Nähe von Bordeaux) waren sehr einsam. Ich kannte fast niemanden, nur meine Vermieterin und meinen Mitbewohner, den ich allerdings kaum zu Gesicht bekam, weil er ständig unterwegs war (école oder feiern). So habe ich mich die ersten Tage intensiv mit meiner Vermieterin unterhalten, habe mit ihr Kaffee getrunken, mein kleines Reich ein wenig eingerichtet und mich stundenlang gesonnt. Aber auch wenn das Haus und die Umgebung echt schön sind und meine Vermieterin super nett ist, habe ich mich am Anfang nicht wohl gefühlt. Das Gefühl hatte ich noch nie. Ich habe mich einfach nicht wohl gefühlt, wollte auf keinen Fall bleiben, konnte mir nicht vorstellen, in diesem Haus ein halbes Jahr zu verbringen. Ich kann nicht einmal sagen, woran es lag. Vielleicht daran, dass ich gehofft habe, ein wenig unabhängiger zu leben, vielleicht aber auch, weil mir einfach die Studenten um mich herum (die es en masse geben sollte in einem Erasmus-Semester) gefehlt haben. Wahrscheinlich beides...
Meine Vermieterin hat sich sehr um mich gekümmert die ersten Tage (vielleicht ein wenig zu viel, aber das war ja nicht böse gemeint von ihr). Es war nur lieb gemeint, sie hat mich gefragt, ob ich mit ihr essen möchte, einen Kaffee trinken möchte, ob sie mit mir einkaufen fahren soll und so weiter. Sie wollte mir helfen, mir den Anfang leichter machen (ok und vielleicht ihre Lebensgeschichte erzählen, die wir alle drei Studenten jeweils innerhalb der ersten zwei Tage kannten). Sie wusste, dass ich niemanden in Bordeaux kannte und man setzt sich ja auch schließlich nicht einfach alleine in eine Bar (ich wusste ja nicht einmal, wo ich eine Bar finden sollte, eine Bar, wie wir es verstehen, gibt es in Pessac auch gar nicht - zumindest glaube ich das, weil ich immer noch keine hier entdeckt habe) und wartet darauf, dass man angesprochen wird... Es war also nur lieb gemeint von ihr. Trotzdem habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben woanders nicht wohl gefühlt (ich habe mich ja bisher in jedem Land und in jeder Familie sofort wohl gefühlt).

Ich bin dann, um ein bisschen Abwechslung zu bekommen und mich abzulenken, ein wenig spazieren gefahren;) im Auto und habe Pessac erkundigt. Ich bin dann einfach bei sämtlichen Kreisverkehren genau dort langgefahren, wo ich noch nie abgebogen bin und habe so die Supermärkte in der Nähe kennengelernt und glatt direkt um die Ecke von uns einen riesigen Park gefunden, in dem ich gleich am nächsten Tag spazieren gegangen bin - ich habe immer noch vor, dort mal joggen zu gehen;)

Inzwischen habe ich mich eingelebt und kann mich über den Luxus freuen, dass uns die Jacqueline sehr oft etwas Leckeres kocht, uns die Wäsche wäscht, wir eine Putzfrau haben, die das große Haus sauber hält und an den weiten Weg zur Uni und in die Stadt (=Bordeaux) habe ich mich auch gewöhnt - ein Hoch auf dein Auto, Mama, ich freue mich jeden Tag aufs Neue, dass das Auto vor der Tür auf mich wartet!!!
Und ich bin ja jetzt auch nicht mehr allein, meine beiden Mitbewohner und ich essen oft zu dritt, wenn wir mal keine Lust haben, so viel zu reden ;) und ich habe ja nun auch viele Freunde an der Uni gefunden.

Leider sind wir drei Studenten hier zurzeit nicht ganz glücklich mit der Situation zuhause. Jeden Tag werden wir beschuldigt, wir hätten das Licht im Flur angelassen (wenn wir 2 Minuten auf dem Flur klönen, werden wir in ein Zimmer geschickt, weil das Flurlicht mehr Strom verbraucht - der Flur ist recht lang, es leuchten dann also mehrere Lampen gleichzeitig..), sie sucht immer einen Schuldigen für alles und das ist etwas anstrengend. Man steht morgens auf und es heißt gleich "komm bitte mit und guck dir an...", "wer hat das Tor gestern abend nicht zugemacht?", "Wer von euch war gestern nacht auf Klo? DER hat das Licht im Flur angelassen" - und das jeden Tag. Und man kann mit ihr auch nicht darüber reden, sie beharrt stur auf ihrer Meinung und lässt einen kaum zu Wort kommen. Zudem kommt, dass sie jeden Tag in unseren Zimmern ist, das merken wir daran, dass, wenn wir mal etwas im Zimmer auf dem Boden liegen lassen, es am Abend zusammengelegt auf dem Bett liegt - sogar, wenn es sich dabei um Schmutzwäsche handelt und die Fensterläden sind, je nachdem, was wir morgens oder abends nicht gemacht haben, plötzlich auf oder zu.
Das alles ist sehr schade, weil wir uns eigentlich sonst hier sehr wohl fühlen. Jedoch ist es inzwischen so weit, dass die anderen beiden Studenten kaum mehr aus ihren Zimmern gehen, weil sie keine Lust haben, auf unsere Vermieterin zu treffen.
Wir hoffen, dass Jacqueline zurzeit einfach schlechte Laune hat und sich das bald wieder bessern wird, weil sie ansonsten sehr nett und hilfsbereit ist und ich mich bisher immer gut mit ihr unterhalten konnte. Ich hoffe, das kommt bald wieder!

Wenigstens ist das schlechte Gefühl der ersten Tage, das ich hier hatte, verschwunden - ich genieße den Luxus, ein eigenes Bad zu besitzen und ein Bett, das fast so groß ist wie das
Zimmer der anderen im Studentenwohnheim (das sag ich immer zu denen, um sie ein wenig zu ärgern hihi..aber sie kontern leider immer gekonnt mit meinem im-nowhere-haus...) und ich habe hier, im Gegensatz zu denen im Studentenwohnheim keine Tiere im Zimmer...(das sind ZUSTÄNDE im Studentenwohnheim - ihr glaubt es nicht)!!











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